Ruderer Weißenfeld „nur“ als Ersatzmann dabei

13.05.2016 | 17:04 Uhr
Im Vierer gewann Johannes Weissenfeld (hinten) bei der Europameisterschaft das B-Finale. Foto: imago sportfotodienst

 
Noch rund zweieinhalb Monate bis zum Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. In meinem vorherigen Artikel zu der Reihe „Mein Weg nach Rio“ berichtete ich von den Trainingsvorbereitungen und den anstehenden Leistungstests, die zur Qualifikation für Rio dienen sollten. Nun sind die Tests absolviert und die Entscheidungen wurden gefällt.

Bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften belegte ich mit meinem Partner Maximilian Korge einen guten sechsten Platz. Nach diesem Ergebnis war uns beiden relativ klar, dass wir gute Chancen auf einen Platz nach Rio haben. Daraufhin berieten sich die Trainer und kamen nach langem Hin und Her zu dem Entschluss, mich unter Vorbehalt in den Vierer zu setzen, um beim ersten internationalen Schlagabtausch mitfahren zu dürfen.

Schlagabtausch in Brandenburg

Das Trainerteam war sich nicht ganz sicher, ob ich der Richtige Mann für den Vierer bin, weil mir dafür eventuell die physischen Voraussetzungen fehlen. So war es die letzten Tage mental sehr schwierig für mich. Was passiert nach der Europameisterschaft? Bleibst du im Vierer sitzen? Ich hatte nie die Gewissheit, und diese Gedanken begleiteten mich Tag und Nacht. Ich konnte nur mein allerbestes geben und den Trainern zeigen, dass ich der Richtige bin. Der erste Schlagabtausch war die heimische Europameisterschaft in Brandenburg an der Havel.

Zu diesem Zeitpunkt blieben uns nur noch gut neun Tage, um uns in der Viererbesetzung vom Vorjahr - mit der wir 2015 bei der Weltmeisterschaft den fünften Platz geholt hatten - auf die EM vorzubereiten. Entsprechend der kurzen Vorbereitungszeit fiel auch das Ergebnis in Brandenburg aus. Nachdem wir das A-Finale verpasst hatten, erreichten wir einen mehr oder weniger „versöhnlichen“ ersten Platz im B-Finale. Unsere Leistung nahm über den Wettkampf stetig zu, allerdings mussten wir uns eingestehen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um wieder an der Spitze mitfahren zu können.

Was das für mich bedeutete, war mir sofort klar. Mein Bootsplatz war nicht sicher und die Entscheidung würde nochmal überdacht werden. Besonders viele Argumente für meinen Verbleib im Boot hatte ich nicht mehr, da ich eben schon Wackelkandidat war. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich: Der Bundestrainer Ralf Holtmeyer entschied sich noch einmal um und setzte einen anderen Sportler in den Vierer.

Enttäuschung hielt nur kurz vor

Zu meiner Freude werde ich dennoch nach Rio fahren, wenn auch „nur“ als Ersatzmann. Meine Aufgabe wird es sein, einzuspringen, wenn jemand erkrankt oder sich verletzt. Natürlich war ich zuerst enttäuscht und gefrustet, aber meine Familie und Freunde bauten mich auf und hielten mir vor Augen, dass es eine extrem gute Leistung sei, im Alter von 21 Jahren schon zu den Olympischen Spielen fahren zu dürfen.

Jetzt gilt es für mich, meine Position zu akzeptieren und den Kopf nicht hängen zu lassen. Als kleinen Anreiz werde ich mit dem zweiten Ersatzmann in Luzern und Posen im Zweier an den Start gehen, um Rennpraxis zu sammeln.

 

Text: Johannes Weißenfeld

Quelle: www.derwesten.de