Weltmeister Jürgen Hecht trägt Heimat im Herzen

03.09.2016 | 08:38 Uhr 


Der Große in der Mitte: Jürgen Hecht jubelt als Teil des Deutschlandachters bei der WM 1991 in Wien über Gold. Von links: Martin Steffes-Mies, Dirk Balster, Claas-Peter Fischer, Thorsten Streppelhoff, Jürgen Hecht, Wolfgang Klapheck, Ansgar Wessling, Schlagmann Roland Baar und Steuermann Manfred Klein. Foto: Privatarchiv Jürgen Hecht

In die Riemen legt er sich noch heute: Einmal die Woche, geht’s in Herdecke aufs Wasser, mit den „Jungs“, wie Jürgen Hecht seine alten Ruderkumpels aus der Heimat nennt. Mit 1,97 Metern wirkt der Ruder-Weltmeister von 1991 noch immer so austrainiert wie bei seinem größten Triumph mit dem Deutschlandachter.

Ein Vierteljahrhundert ist das her. „Ich war 21 Jahre jung“, erinnert sich Hecht. Damals, bei den Weltmeisterschaften auf der Neuen Donau in Wien. Jürgen Hecht an Position sieben im Boot, unmittelbar hinter dem legendären Schlagmann Roland Baar. Medaillenschmied des deutschen Ruder-Flaggschiffs damals wie heute: Ralf Holtmeyer. „Der beste Trainer der Welt“, sagt Hecht in einem Ton, der keinen Zweifel zulässt.

Wie ein Zweifler wirkt der einstige Hochleistungssportler ohnehin nicht. Er hat seinen Platz nicht nur im Boot gefunden, auch im Leben. Das findet seit frühesten Tagen in Wetter an der Ruhr statt. Ursprünglich aus Wengern, zog er bereits im Alter von drei Monaten nach Wetter, bis heute wohnt er im Elternhaus an der Märkischen Straße.

Vogue-Shooting im Trainingslager

„Wetter hat so viele schöne Seiten. Ist das nicht wunderbar?“, fragt er auf seinem Balkon mit unverstelltem Blick in die Ruhrauen. Schöne Seiten hat er auch während seiner Ruderkarriere kennen gelernt. Etwa im Trainingslager im italienischen Sabaudia, als die Modezeitschrift Vogue eine große Geschichte mit den Vorzeigeruderern aus dem Deutschlandachter machte – und die Modellathleten am Strand mit Models posierten.

Doch vom Dolce Vita, dem süßen Leben, war der Trainingsalltag der Ruderer in aller Regel weit entfernt. Das Leben eines Ruderers ist vor allem eins: harte Arbeit. So wie Jürgen Hechts Studium der Betriebswirtschaftslehre in Hagen, Bochum und Göttingen. Bereits 1994 hatte er mit dem Leistungssport aufgehört, drei Jahre später schrieb er sich nach bestandenem Examen in Deutschland in Oxford ein – und legte sich dort erneut in die Riemen. „Ich hatte lange keinen Leistungssport gemacht. Daher hatte ich schon Bedenken, ob ich das packen würde“, gibt er zu.

Doch die Zweifel ruderte er beiseite, schaffte es in den legendären Oxford-Achter und fuhr 1998 das Boat Race auf der Themse. Hecht verlor zwar mit seinem Team, doch die Erfahrung bleibt. „Das Jahr hat viel Spaß gemacht“, sagt der 45-Jährige rückblickend.

Doch in der Heimat fühlt sich der Wetteraner am wohlsten. Hier lebt er mit seiner Frau Vanessa sowie den Kindern Barne (7) und Moritz (4). Fit hält sich der geschäftsführende Vorstandssprecher des DRK-Kreisverbandes Hagen mit Fahrrad fahren, Fitnesstraining, Schwimmen – und natürlich Rudern. Bis vor wenigen Jahren auch noch erfolgreich bei Masters-Regatten. Und einmal im Jahr schwimmt er von Wetter aus die Ruhr runter, flussabwärts bis zum Ruderverein Bochum. „Ein tolles Erlebnis“, so Hecht. Erst Recht, weil die „Jungs“ auch dabei an seiner Seite sind.
 

Text: Thorsten Langenbahn

Quelle: www.derwesten.de