Weißenfeld in der Uhrwerk-Rolle

25.05.2017

Ruderer vom RC Westfalen Herdecke erklärt seine Aufgabe als Bugmann im Deutschlandachter

Verjüngtes Boot will am Wochenende EM-Titel verteidigen

Foto: Neun im Achter: (von vorne) Steuermann Martin Sauer, Schlagmann Hannes Ocik, Richard Schmidt, Malte Jakschik, Jakob Schneider, Torben Johannesen, Maximilian Planer, Felix Wimberger und Bugmann Johannes Weißenfeld bei der Präsentation des deutschen Flaggschiffs auf dem Dortmund-Ems-Kanal.

Für Johannes Weißenfeld ist es der erste richtig große Auftritt als fester Teil des Deutschlandachters. Im tschechischen Racice geht es bei den Ruder- Europameisterschaften für das deutsche Flaggschiff direkt darum, den Titel zu verteidigen. Dabei baut der Spitzenathlet des RC Westfalen Herdecke auf die richtige Mischung aus Erfahrung und jungen, hungrigen Neulingen wie ihm selbst, Eric Johannesen und Jakob Schneider. „Dass wir ein paar alte Recken im Boot haben, ist auf jeden Fall gut. Sie haben es schon einmal geschafft und wissen, wie es geht. An ihnen kann man sich orientieren“, sagt Weißenfeld über die verbliebenen Vorjahres-Europameister. Schlagmann Hannes Ocik, Richard Schmidt, Malte Jakschik und Steuermann Martin Sauer lagen im Mai 2016 bei der Heim-EM in Brandenburg vorne. Zum vierten Mal in Serie holte Deutschland den EM-Titel vor Russland und Großbritannien.

„Platz kommt mir sehr gelegen“

Das fünfte EM-Gold in Folge soll auch das deutlich verjüngte Flaggschiff einfahren. Im Bug sitzt anstelle von Maximilian Munski der vom Ersatzmann aufgerückte Weißenfeld. „Der Platz im Bug kommt mir sehr gelegen. Da rudere ich schon mein ganzes Leben“, sagt der 22-Jährige. Die Position eins an den Riemen ist im Wettkampf eine exponierte. „Ich bin der Erste, der bei Wind die Welle in den Rücken kriegt“, weiß Weißenfeld. Der zwei Meter große und knapp 97 Kilogramm schwere Mann an der Front beschreibt seine Aufgabe so: „An erster Position ist es wichtig, dass man ein konstanter Ruderer ist. Die Vorderleute müssen merken: Der hinter mir rudert wie ein Uhrwerk.“ Als technisch sauberer Ruderer ist der Platz wie gemacht für den Herdecker. Auch Bundestrainer Uwe Bender lobt die Rudertechnik des Wahl-Dortmunders. „Damit ist er prädestiniert für die Position. Als technisch-feinfühliger Ruderer istder Bugplatz ideal für ihn“, sagt Uwe Bender. Ob der Herdecker eines Tages mal auf einen anderen Platz rückt, etwa ins Mittelschiff in den sogenannten Maschinenraum, ist derzeit kein Thema. Weißenfeld hat dazu aktuell keine Bestrebungen. „Ich möchte dort sitzen, wo ich der Mannschaft am meisten helfen kann. Das kann ich im Bug“, sagt Johannes Weißenfeld.

Auf der Suche nach dem Rhythmus

Gestern nahm er mit seinem Kollegen vom Team Deutschlandachter zunächst im Flugzeug Platz, um in Richtung Tschechien aufzubrechen. Natürlich wollen die acht Ruderer um Steuermann Sauer in Racice ihren Titel verteidigen. Aber gleichzeitig ist es nur der Start in den neuen Olympiazyklus und in das WM-Jahr mit der Weltmeisterschaft im September in Sarasota (Florida) als Saison-Höhepunkt. „Unser Ziel ist es, einen guten Rhythmus hinzubekommen, als Team zusammenzuwachsen – und eine gute Vorstellung in Racice zu zeigen“, erklärt Weißenfeld. „Darauf können wir dann aufbauen.“ Sein acht Jahre älterer Mannschaftskollege Richard Schmidt sitzt zwar im Boot sechs Positionen weiter vorne, seine Motivation ist aber die gleiche. „Ich habe Spaß daran, Titel zu gewinnen. Und ich glaube, dass wir das mit dieser Mannschaft in diesem Jahr auch schaffen werden.“ Der Bundestrainer spekuliert: „Bei der EM gilt es wohl, die Holländer und Briten zu schlagen“. Außerdem haben Russland, Polen, Bulgarien, Italien, die Ukraine und Rumänien für Racice gemeldet. Wie bei den Deutschen hat sich auch bei den anderen Nationen im Vergleich zu Olympia bei den Besetzungen einiges geändert. „Wir wissen noch nicht, wo wir im Vergleich stehen, aber wir sind gut vorbereitet“, meint Bender. „Alle, egal ob neu im Achter oder schon länger mit dabei, sind hochmotiviert und hungrig.“

Der EM-Zeitplan für den Achter:

Vorläufe: Freitag, 26. Mai, ab 13.15 Uhr; Finale: Sonntag, 28. Mai, um 14.33 Uhr.

 
Text: Thorsten Langenbahn

Foto: Ralf Rottmann

Quelle: waz