Souveräner EM-Auftakt: Achter zieht direkt ins Finale ein

26.05.2017

Ein EM-Auftakt nach Maß: Der Deutschland-Achter ist bei den Europameisterschaften in Racice (Tschechien) mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg direkt ins Finale gefahren. Im Vorlauf  hielt der Titelverteidiger die Boote aus Russland, der Ukraine und Weißrussland klar auf Distanz. „Wir sind vorne schnell los, konnten uns gleich lösen und den Vorsprung bis zur 1.000-Meter-Marke auf eine Länge ausbauen. Diese Aufgabe hat die Mannschaft souverän und gut gelöst“, meinte ein zufriedener Bundestrainer Uwe Bender.

Durch die frühe Entscheidung im Rennen musste die deutsche Crew auf der zweiten Streckenhälfte nicht mehr bis ans Limit gehen. „Dadurch, dass wir uns in die gute Position setzen konnten, hatten wir nicht den großen Druck. Das erste Rennen mit starker Konkurrenz lief aber sehr ordentlich“, sagte Steuermann Martin Sauer. Den Blick nach vorne richtet auch schnell wieder Felix Wimberger, der nach 2014 wieder einen Platz im Achter inne hat: „Das Rennen sollte uns Selbstvertrauen geben. Im Finale müssen wir aber noch einen draufpacken.“

Drei von fünf Gegner stehen schon fest: Neben Russland sind dies Rumänien und Polen. Denn zur großen Überraschung konnten sich die Rumänen und Polen im anderen Vorlauf gegen die favorisierten Boote aus den Niederlanden und Großbritannien durchsetzen. Diese beiden Nationen, die neben dem Deutschland-Achter in Rio die Olympia-Medaillen gewannen, müssen am Samstag im Hoffnungslauf um die Finalteilnahme kämpfen. Damit war zumindest bei den Holländern nicht zu rechnen, die mit sechs Ruderern von Rio 2016 antreten. Der britische Achter ist stark verjüngt. Ein Zeitenvergleich zwischen den beiden Vorläufen war trotz des Fünf-Minuten-Abstandes nicht möglich: „Der Wind kam von allen Richtungen und wechselte in kurzer Zeit. Bei direkten Vergleich muss man daher vorsichtig sein“, erklärte Bender.

Weitere Stimmen:

Felix Wimberger: „Das war ein solider Start, den man nicht überbewerten darf. Es ist uns gelungen, mit der vollen Konzentration an den Start zu gehen. Uns tut es gut, mit der neuen Mannschaft Rennen zu fahren und zu lernen, immer draufbleiben. Wir haben Blut geleckt.“

Martin Sauer: „Die Rumänen sind sicher eine Überraschung. Sie sind 2001 Weltmeister geworden und haben lange keinen so guten Achter gehabt. Aber daran sieht man, dass traditionelle Achter-Nationen plötzlich wieder einen schnellen Achter haben können.“

Hannes Ocik: „Wir haben technisch gut zusammengefunden. Wir müssen bei der Regatta weiter daran arbeiten, dass es noch harmonischer wird. Am Sonntag kommt es für uns darauf an, dass wir vom Start an gut ins Rennen kommen und uns in eine gute Position bringen. Das ist klar die Titelverteidigung.“

Junger Vierer direkt im Halbfinale

Der Vierer ohne Steuermann fuhr als Vorlauf-Dritter direkt ins Halbfinale und ersparte sich ein zweites Rennen am Freitag. Das junge Quartett um Schlagmann Paul Gebauer führte bis zur 1.000-Meter-Marke, musste auf dem zweiten Streckenabschnitt noch die Boote aus den Niederlanden und Spanien vorbeiziehen lassen. Der dritte Platz, der die direkte Halbfinal-Qualifikation bedeutete, war aber nie in Gefahr. Zu groß war der Vorsprung auf die Schweiz und Griechenland.

„Bei sehr guten und fairen Bedingungen sind wir ein erstes komplettes Rennen in dieser neuen Besetzung gefahren. Wir haben eine gute Grundgeschwindigkeit, auf der zweiten Hälfte müssen wir aber noch gemeinsamer agieren“, meinte Finn Schröder. Das große Potenzial, das in der jungen Mannschaft steckt, war beim EM-Debüt aller vier Ruderer zu sehen. Mit den ersten 20 Schlägen schoben sie sich gleich einen Luftkasten vor das Feld. „Zack, zack – das ging sehr schnell am Start. Das war ein hoffnungsvoller Auftakt der sehr jungen Mannschaft“, meinte Bundestrainer Christian Viedt. Dass die Holländer, die noch drei Ruderer aus dem Olympia-Boot von Rio an Bord haben, irgendwann ihre Stärken ausspielen würden, war absehbar. Dass aber auch die endspurtstarken Spanien noch auf den letzten 500 Metern vorbeizogen, war allerdings ärgerlich.

Missglückter Vorlauf von Drahotta/Braun

Felix Drahotta und Anton Braun erlebten hingegen einen rabenschwarzen EM-Auftakt. Im Vorlauf waren sie chancenlos und müssen nach Platz fünf hinter Frankreich, Serbien, Tschechien und Spanien im Hoffnungslauf am Samstag um den Finaleinzug kämpfen. Schon nach 500 Metern lagen Drahotta/Braun knapp vier Sekunden hinter der Spitze. „Was international im Zweier abgeht, ist schon extrem krass. Wir sind eigentlich gut am Start rausgekommen, doch plötzlich sind uns die anderen Boote weggefahren“, meinte Drahotta. Als der deutsche Zweier zwei Längen Rückstand hatte, war das Rennen gelaufen. Drahotta: „Da haben wir gesehen, dass es keinen Sinn mehr macht, und wir haben rausgenommen.“ Nun gilt es das missglückte Rennen schnell abzuhaken und morgen neu anzugreifen.

 

Ergebnisse, Europameisterschaften in Racice:

Achter, Vorlauf:

1. Deutschland-Achter 5:47,55

(Hannes Ocik, Richard Schmidt, Malte Jakschik, Jakob Schneider, Torben Johannesen, Maximilian Planer, Felix Wimberger, Johannes Weißenfeld, Steuermann Martin Sauer)

 

2. Russland 5:49,46

3. Ukraine 5:55,39

4. Weißrussland 5:59,56

 

Vierer ohne Steuermann, Vorlauf:

1. Niederlande 5:57,09

2. Spanien 5:59,93

3. Deutschland  6:03,75 (Paul Gebauer, Christopher Reinhardt, Finn Schröder, Wolf-Niclas Schröder)

4. Schweiz 6:09,34

5. Griechenland 6:29,07

 

Zweier ohne Steuermann, Vorlauf:

1. Frankreich 6:37,86

2. Serbien 6:44,30

3. Tschechien 6:50,54

4. Spanien 6:55,37

5. Deutschland 7:21,17 (Felix Drahotta, Anton Braun)

 

Text: Carsten Oberhagemann

Quelle: www.deutschlandachter.de