Aktuelles

Weltmeister Johannes Weißenfeld im Interview: „Das Gefühl war schon sehr geil“

14.10.2017 

http://rc-herdecke.de/images/aktuell_presse/2017/Johannes-Weienfeld-2017_c_Martin-Steffen.jpgBei der Ruder-WM in Sarasota hat der Herdecker Johannes Weißenfeld mit dem Deutschlandachter vor Gastgeber USA das erste WM-Gold des Paradebootes seit 2011 geholt. Nach seiner Rückkehr aus Florida haben wir mit dem 23-jährigen Bugmann über die WM gesprochen und darüber, wie es für ihn weitergeht.

Johannes Weißenfeld, Gratulation zum Gewinn des WM-Titels mit dem Deutschlandachter in Sarasota. Wie haben sich die letzten Meter vor dem Ziel angefühlt?

Johannes Weißenfeld: Die letzten Meter haben sich unglaublich gut angefühlt, weil man natürlich schon irgendwo weiß, dass man das über die Ziellinie bringen wird. Man spürt gar keinen Schmerz mehr, weil das Adrenalin alles übersteigt. Trotz der Vorfreude auf den wohl gewonnenen Titel muss man aber weiter durchziehen. Das Gefühl war schon sehr geil!

 

Wie feiert man einen WM-Titel?

(Lacht) Mit dem einen oder anderen Getränk natürlich, und vor allem gemeinsam. Es gehört dazu, dass man den Abend mit dem ganzen Team verbringt, weil wir das ja auch zusammen erreicht haben. Das ist wie ein Ritual, das macht man nach jeder WM. Auch nach einer schlechten, um dann damit abzuschließen. In den USA hatten wir sehr viel Spaß. Es ist meist so, dass das Ausrichterland eine Party organisiert — oder man sagt ‚Wir treffen uns in dem und dem Club‘, und dann kommen alle Nationen. Über Polen, Neuseeländer, Deutsche und Italiener — am Ende waren in den USA alle da. Da war der Club auch am Sonntagabend so richtig voll. Die kompletten Rudermannschaften aus jedem teilnehmenden Land haben gemeinsam gefeiert. Ruderer sind ja auch ein recht kleines Volk, man versteht sich gut untereinander.

Wer ist die Stimmungskanone im Deutschlandachter?

Am Abschlussabend war es definitiv Malte Jakschik (lacht).

Wie lange hat es gedauert, den Erfolg zu verarbeiten und zu realisieren?

Insgesamt haben wir sehr lange daraufhin trainiert. Es war unsere Zielstellung, aber dann letztendlich zu gewinnen ist nochmal etwas ganz anderes. Die Tage danach ist mir erstmal langsam bewusst geworden: ‚Du bist Weltmeister, Weltbester im Achter, hast dieses Jahr alles gewonnen, was man gewinnen kann.‘ Ob man nochmal im Boot sitzt, weiß man nicht. Aber all die Siege und Erfolge des Jahres, die Weltbestzeit und die Weltcupsiege kann einem keiner mehr nehmen. Das ist etwas, worüber ich mich immer noch freue.

Wie war der Empfang in Herdecke nach Ihrer Rückkehr? Hatten Familie und Freunde etwas vorbereitet?

Bisher sind wir noch nicht dazu gekommen. Mein Verein hätte mich, glaube ich, sehr gerne empfangen, allerdings bauen wir derzeit am Ruderclub um, deshalb ist das etwas schwierig. Wir feiern am Ruderclub ein Herbstfest, ich denke, das wird darauf verschoben. Klar, meine Eltern haben mich natürlich zu Hause empfangen, aber die große Feierlichkeit wird wohl auf das Fest verlagert.

Der Wettstreit um die Sitze im deutschen Vorzeigeboot ist hart. Sehen wir Sie auch nächstes Jahr wieder im Deutschlandachter?

Ehrlich gesagt weiß ich das noch nicht. Wir haben wieder einen Trainerwechsel, wie Ralf Holtmeyer das kommende Saison handhaben wird, weiß ich noch nicht. Ab spätem Herbst heißt es wieder, sich neu zu beweisen und Leistung zu bringen. Deshalb sehe ich mich momentan noch nicht wieder im Deutschlandachter, aber es gibt noch andere Möglichkeiten. Ziel ist es natürlich, wieder in die Paradeboot-Klasse zu kommen, aber da mache ich mir noch nicht so den Stress. Erstmal gucke ich, wie meine Vorbereitung läuft, in welcher körperlichen Verfassung ich bin, und wenn das alles passt, kann ich mein Ziel konkreter formulieren.

Bei welchen Wettkämpfen erleben wir Sie dieses Jahr noch in Aktion?

Wir fahren dieses Wochenende in Rendsburg ein Langstreckenrennen. Das sind etwas über 12 Kilometer, die werden live in der ARD übertragen. Da werden wir gegen die Amerikaner, Engländer und Niederländer von der WM antreten. Das ist sozusagen der Saisonabschluss. Weiter geht es dann in der neuen Saison beim Basel Head, da fahren wir wohl auch mit dem ganzen Stützpunkt hin. Wir dürfen dabei im „Les Trois Rois“ (Drei Könige, Fünf-Sterne- Hotel in Basel, d. Red.) schlafen, das ist der Preis für den Sieg von letztem Jahr. Ich bin gespannt; allzu oft hat man als Ruderer ja nicht die Chance, in solch edlen Hotels zu nächtigen (lacht). Da freue ich mich schon drauf.

Die ARD überträgt den Rudermarathon beim „Schleswig-Holstein Netz Cup“ in Rendsburg am Sonntag, dem 15. Oktober, zwischen 16.30 Uhr und 17.15 Uhr in der Sendung „Sportschau LIVE“.

Die achte Auflage des „Basel Head“ findet am 18. November statt. Bei dem größten Achterrennen im deutschsprachigen Raum treten die Teams im Sprint und auf der Langstrecke an.

 

Text: Hendrik Nachtigäller

Quelle: www.waz.de