Trainingsstress für Johannes Weißenfeld

Der junge Ruderer aus Herdecke ist inzwischen als Sportsoldat Mitglied der Sportfördergruppe und kann sich im Olympia-Stützpunkt in Dortmund voll auf das Rudern konzentrieren.

Johannes Weißenfeld
Ausdauertraining für Johannes Weißenfeld auf dem Ruder-Ergometer im Olympia-Stützpunkt in Dortmund. Foto: Lutz Großmann



Herdecke/Dortmund. Sie sitzen mit starrem Blick auf dem Fahrrad-Ergometer, trampeln auf Hochfrequenz und schwitzen Bäche aus, die Top-Ruderer des Olympia-Stützpunktes in Dortmund. Viele, die sich da in Form bringen oder diese über den Winter konservieren wollen, haben schon eine olympische Goldmedaille gewonnen. Sie saßen im deutschen Achter, der 2012 in London als Erster die Ziellinie überquerte. Nur ein paar Meter weiter vergießt auch der Herdecker Johannes Weißenfeld reichlich Schweiß. Er gehört zu den jungen Ruderern mit Perspektive, die im Stützpunkt im Dortmunder Hafen trainieren.

Weißenfeld hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich. Die Qualifikation für die U23-Weltmeisterschaft mit dem deutschen Achter war geplant, nicht aber der enttäuschende sechste Platz. Auch Rang zwei bei den Deutschen Meisterschaften war nicht optimal. Wegen Verletzungen, eines Sturzes beim Fahrrad fahren und nicht zuletzt des Abi-Prüfungsstresses fehlten Weißenfeld „einige Trainingskilometer im Boot“. Der Verzicht hatte auch seine gute Seite: Weißenfeld bestand das Abitur mit der Note 1,9 - eine gute Basis, um in seinen Traumberuf einzusteigen. Der Blondschopf will Arzt werden.



Leistungs- und Langstreckentests

In den nächsten Jahren aber gilt Weißenfelds Konzentration dem Rudern, denn die sechswöchige Grundausbildung bei der Bundeswehr hat er schon hinter sich. In Hannover war Weißenfeld Rekrut in der Feldjägerschule und hat trotz der kurzen Zeit dort viel gelernt: „An das frühe Aufstehen hatte ich mich schnell gewöhnt, und jetzt fällt es mir noch leichter, Disziplin zu wahren.“ Diese neu gewonnene Qualität wird Weißenfeld auch in der Sportfördergruppe der Bundeswehr zu nutzen wissen, in die er Mitte Oktober in die Nähe von Pinneberg eingerückt ist. Er gilt nun quasi als Sportsoldat mit allen Privilegien, die ein Top-Sportler benötigt, um für sich und Deutschland Siege zu feiern. Militärischen Dienst muss der 
Ruderer nämlich nur sporadisch ableisten. „Vielleicht viermal im Jahr.“



Treue zum Heimatverein

Umso intensiver kann Weißenfeld in Dortmund die täglichen Einheiten abspulen. Neben dem Ausdauer- und Krafttraining sind Leistungs- und Langstreckentests auf dem Wasser obligatorisch. Hier bekommen die Trainer mehr als nur einen Fingerzeig auf den Fitnesszustand des Athleten. Sie ermitteln ein Ranking, das für die spätere Besetzung der Boote bedeutsam sein kann. „Da muss man sich gleich positionieren“, so Weißenfeld. Trainer Peter Thiede, ehemaliger Steuermann im Deutschland-Achter, hält große Stücke auf den Schlacks, sieht aber auch noch Reserven: „Er ist ein Typ, der sich im Wettkampf steigern kann. Zurzeit sind seine Trainingsergebnisse gut, aber Johannes muss physisch noch stärker werden und sich immer wieder neu beweisen.“

Früh aufstehen, erste Trainingseinheit, Mittagessen, zweites Trainingspensum, Heimfahrt - Weißenfelds Tag ist prall gefüllt und schlaucht mächtig. Nachmittags werden 18 Kilometer im Dortmunder Hafen gerudert. Das ist die Standarddistanz im Training. In der Woche kommen bis zu 15 Trainingseinheiten zusammen. Um Zeit zu sparen, ist Johannes Weißenfeld inzwischen von Herdecke nach Dortmund umgezogen, aber seinem Stammverein RC Westfalen Herdecke wird er treu bleiben. Vor kurzem wurde er als einer von mehreren Ruderern für seine Erfolge in 2013 im Rahmen des Herbstfestes geehrt.

Den Kontakt zur Basis und den Leuten im RCW, die ihn gefordert und gefördert haben, will er auf keinen Fall abreißen lassen.

Lutz Großmann

 

Quelle: www.derwesten.de