Weißenfeld fiebert der Entscheidung entgegen
11.03.2016 | 15:37 Uhr
Johannes Weißenfeld (links) auf dem Weg nach Olympia, Foto: Privat
Zweieinhalb Wochen hat der Herdecker Ruderer Johannes Weißenfeld nun im Trainingslager unter Sevillas Sonne geschwitzt. In unserer Serie berichtet er in einem persönlichen Tagebuch über die Etappen und Ziele auf dem Weg zu Olympia.
„Bald ist es soweit, das Ziel rückt näher... Die Trainingslager sind vorerst geschafft. In meinem letzten Eintrag habe ich ja bereits aus Sabaudia und von dem, was noch kommen wird, erzählt. Nun habe ich das letzte Trainingslager in Sevilla vor der entscheidenden Phase absolviert. In knapp drei Wochen sind die Qualifikationen schon gelaufen und man wird Gewissheit haben: Hat es für einen Platz in den begehrten Bootsklassen gereicht?
Mein Weg bis hierhin war zuletzt von einer Sehnenscheidenentzündung und einer längeren Grippe meines Zweierpartners geprägt. Wir wurden also nicht gerade vom Glück verfolgt. Der Trainingsrückstand meines Partners Max beläuft sich auf fast vier Wochen. In Sevilla konnten wir zum Glück wieder mit dem gemeinsamen Training im Boot beginnen. Dort fehlen uns noch so einige Kilometer. Daher lautet das primäre Ziel: an unsere bisherige Leistung im Boot anknüpfen und unseren kleinen Rückstand aufholen! In unserem dreiwöchigen Lager in Sevilla konnten wir unter sehr guten Rahmenbedingungen arbeiten.
Ich hoffe, dass es sich bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften und dem Ergometertest bemerkbar macht. Dabei wird die maximale physische Kraft über eine Distanz von 2000 Metern ermittelt. Bei der Kleinbootmeisterschaft werden die schnellsten Zweierkombinationen aus Deutschland ermittelt. Wer hier die Nase vorn hat, bekommt eine gute Chance, sich einen Rollsitz in einem der drei Boote für die Olympischen Spiele in Rio zu sichern. So lautet momentan das Ziel eines jeden Ruderers in unserem Team.
In Sevilla habe ich bereits gemerkt, dass der Konkurrenzkampf immer weiter ansteigt und es nun keine Zeit mehr gibt, Schwäche zu zeigen. Deswegen befinde ich mich momentan physisch an der Leistungsgrenze. Das Trainingspensum und die Intensität wurden im Vergleich zu den vorherigen Trainingslagern in Sevilla noch einmal hochgeschraubt.
EN-Sportler des Jahres
Die Trainingspläne sind so voll, dass wir auf bis zu vier Trainingseinheiten pro Tag kommen. Pausen kennen wir so gut nicht. Ein Regenerationstag, der eigentlich etwas lockerer sein sollte, besteht aus zwei Ausdauereinheiten. Ob das alles so sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auf seinen Körper hören muss und hin und wieder sein Training selbstständig regulieren sollte, damit man seinen Körper nicht überstrapaziert. Wenn man dies nicht macht, bekommt man irgendwann die Quittung dafür und der Körper resigniert. In meinem Falle war es eine Sehnenscheidenentzündung im Unterarm.
Nun aber zu etwas Positivem: Während meines Aufenthaltes in Sevilla erhielt ich eine freudige Nachricht aus der Heimat: Die Wahl zum Sportler des Jahres im Ennepe-Ruhr Kreis in der Kategorie Ü18 wurde zum zweiten Mal in Folge zu meinen Gunsten entschieden. Das motivierte mich auf meinem weiteren Weg und es macht mich sehr stolz, zu den Besten im Ennepe-Ruhr-Kreis zu gehören.
Seit einigen Tagen bin ich wieder in Deutschland, wo wir die letzten Vorbereitungen treffen, um uns so gut es geht, auf die Überprüfungen vorzubereiten. Jeder von uns trainiert nun schon seit Jahren auf dieses Ziel hin. Man gibt immer alles im Training und im Wettkampf, damit man es mal zu den Olympischen Spielen schafft. Gerade kurz vor dem Erreichen dieses Zieles ist es ganz besonders wichtig, die Ruhe zu bewahren und sich nicht allzu verrückt zu machen. Zu viel Nervosität ist nie gut, daher ist es für mich ganz wichtig, vor diesen Phasen den Kopf frei zu kriegen und nicht die gesamte Zeit über den Sport nachzudenken.“
Quelle: www.derwesten.de