Olympia-Ticket ist noch nicht sicher
28.04.2016 | 22:14 Uhr
Foto: Der deutsche Vierer ohne Steuermann: (von hinten) Johannes Weißenfeld, Felix Wimberger, Maximilian Planer und Maximilian Korge beim Fotoshooting auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Foto: Ina Fassbender/dpa
Die letzten Tage waren ein Hin und Her für Johannes Weißenfeld: „Kurzzeitig saß ich nicht im Vierer“, sagt der Ruderer vom RC Westfalen Herdecke. Der Grund: Anton Braun hatte es bei der Auswahl von Bundestrainer Ralf Holtmeyer nicht in den Deutschlandachter geschafft – trotz seines Zweier-Sieges vor zwei Wochen bei den deutschen Kleinbootmeisterschaften in Köln.
So blieb für den Berliner ein Platz im Vierer oder Zweier – der total enttäuschte Braun lehnte beides ab. Zu Gunsten von Johannes Weißenfeld, der gestern bei der Präsentation des Olympiakaders am Ruderleistungszentrum in Dortmund als Bugmann für den Vierer ohne Steuermann vorgestellt wurde.
Der Herdecker darf sich große Hoffnungen machen, in 98 Tagen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro dabei zu sein. Im Gegensatz zu den meisten Kollegen im Achter oder Vierer sitzt er aber nicht fest im Boot. „Gespalten“ sei seine Gefühlslage angesichts der unsicheren Situation, sagt der Herdecker. Ob er drin bleibt oder wieder raus muss aus dem Boot? Viel wird vom Abschneiden bei den Europameisterschaften vom 6. bis 8. Mai in Brandenburg abhängen. „Ich bin guter Dinge, dass wir bei der EM ordentlich was schaffen können“, sagt Weißenfeld.
An den weiteren Positionen des Vierers sitzen Felix Wimberger (26), Maximilian Planer (25) sowie Weißenfelds Zweier-Partner Maximilian Korge (21) als Schlagmann. Dieses junge Quartett hatte bei der WM 2015 in Aiguebelette den hervorragenden fünften Platz eingefahren und die Olympia-Qualifikation geschafft. „Das ist ein Vorteil. Jetzt bin ich superheiß, die EM fahren zu dürfen“, sagt Weißenfeld. „Unser Boot läuft gut im Training, wir haben auch eine Chance auf eine EM-Medaille“, meint der 21-Jährige.
Eingespieltheit als Pluspunkt
„Die Mannschaft hat durch die letzte Saison das nötige Selbstvertrauen und ist hoch motiviert“, sagt Vierer-Trainer Christian Viedt. Holtmeyer ergänzt: „Wir wollen zwei Medaillenboote, den Achter und den Vierer.“ Der Medaillenschmied vom Dortmund-Ems-Kanal sieht die Eingespieltheit der aktuellen Besetzung als Pluspunkt, betont aber: „Dieser Vorteil reicht alleine nicht aus. Die anderen Nationen werden auch eingespielte Boote an den Start bringen.“ Was für Johannes Weißenfeld bedeutet: Er muss sich weiter steigern.
„Ich bin der physisch Schwächste im Boot und habe noch Luft nach oben“, gibt er offen zu. An seiner Form arbeitet der zwei Meter große und 92 Kilogramm schwere Athlet intensiv, sein Medizinstudium an der Universität Bochum steht im Olympiajahr hinten an. Die Ungewissheit will er möglichst schnell in Gewissheit umwandeln. „Ich will dem Bundestrainer zeigen, dass ich in den Vierer will und das Zeug dazu habe.“
Unterdessen hält Holtmeyer die Tür für Braun offen. „Er ist weiter ein Kandidat für Rio“, sagte der 60-Jährige. Allerdings müsse man sehen, „wie sich das im Trainingsprozess individuell entwickelt. Man muss halt auch zu hundert Prozent hinter der Mannschaft stehen, sonst bringen die anderen ein Stück weniger und dann bringt es gar nichts, einen anderen ins Boot zu stecken.“
Text: Thorsten Langenbahn
Quelle: www.derwesten.de