Ruderer aus Wetter und Herdecke über ihre Liebe zur Ruhr

30.06.2016 | 19:15 Uhr

Ruderer aus Wetter und Herdecke über ihre Liebe zur Ruhr

Foto: Athleten wie Thomas Speckbrock, Jürgen Hecht, Wolfgang Klappheck und Frank Dietrich (von rechts) vom Ruderclub Westfalen Herdecke wissen die guten Bedingungen auf der Ruhr bzw. dem Hengsteysee zu schätzen. Foto: Archiv
 
Olympiasieger, Weltmeister, gemütliche Freizeitaktivitäten: Die Ruhr mit ihren Stauseen hat viele erfolgreiche Ruderer hervorgebracht. Daher hat die Redaktion bei Athleten aus Wetter und Herdecke nachgefragt, was sie mit dem Gewässer verbinden.

Bei den Antworten wird schnell klar, dass die früher oder heute erfolgreichen Ruderer die Bedingungen in ihrer Heimat zu schätzen wissen. Olympiasieger Matthias Mellinghaus träumt manchmal von der Strecke Herdecke-Wetter und der Durchfahrt unter dem Viadukt. „Das muss von frühkindlichen Erinnerungen kommen, als ich im Alter von drei oder vier Jahren als so genanntes Kielschwein im Boot mitgenommen wurde“, sagt der 51-jährige Herdecker, der in Kanada lebt.

Für Achter-Weltmeister Jürgen Hecht etwa ist der „Harkortsee ohne die Wasserpest eines des besten Ruderreviere, die es überhaupt gibt. Das habe ich bei vielen Rudertrainingslagern später überall auf der Welt immer wieder festgestellt. Denn der See ist relativ geschützt und vergleichsweise ungefährlich.“ Mit Markus „Quincy“ Bräuer aus Herdecke habe er auch im Winter oft morgens um 6 Uhr im Dunkeln auf dem See trainiert.

An sein erstes Rudererlebnis erinnert sich der Wetteraner: „Ich weiß genau, wie ich Ende März 1983 an einem der ersten schönen Sonnentage in dem Jahr im Renndoppelzweier ins eiskalte Wasser gefallen bin“, so Hecht. Angst hatte der heute 46-Jährige bei einer Trainingsfahrt Mitte der 1980-er Jahre: „Auf der Höhe vom Kraftwerk kamen wir in ein sehr schweres Gewitter und sahen vom Wasser aus, wie ein Kugelblitz in den Schornstein des Kraftwerks einschlug.“

Spezialanfertigung

Hingegen erinnert sich Astrid Hengsbach, die 2012 in London im Vorlauf Paralympischen Rekord mit Weltbestzeit fuhr, an das Frühjahr 2012: „Der Ruderclub Westfalen Herdecke hatte für mich vorab ein spezielles Stemmbrettsystem/Hilfsmittel zwecks Bootstraining besorgt, das ich dann das erste Mal im Boot am RWH testen konnte.“

Als aktuell erfolgreichster Ruderer ist auch der 21-jährige Johannes Weißenfeld aus Herdecke dankbar ob der Gegebenheiten: „Der Harkortsee hat einen großen Anteil an meiner sportlichen Laufbahn. Ohne ihn hätte ich keine Möglichkeit gehabt, in der Umgebung zu einem Ruderclub zu gehen.“ Ähnlich äußert sich die mehrfache deutsche Meisterin Maren Ruße. „Dort habe ich Rudern gelernt – was nicht nur heißt, die Technik zu beherrschen, sondern auch mit unterschiedlichen Bedingungen zurecht zu kommen. Zwischen Wettkämpfen hat der See mir aber immer auch die Ruhe gegeben, die es braucht, um mit frischer Kraft angreifen zu können.“

Schöne, ja gar idyllische Lage

Über den Ruderclub Westfalen Herdecke bzw. durch die Ruhr hat Nadine Schmutzler die Sportart „lieben gelernt. So ein Ruderrevier prägt einen Verein schon immens. Und es ist ja auch sehr schön hier “, sagt die heutige Trainerin und Olympia-Teilnehmerin von 2008 über den recht ruhigen See in idyllischer Lage mit viel Grün in der Umgebung. Ohne diese Wohlfühlfaktoren „hätte ich den Sport sicher nicht so lange und intensiv betrieben.“

Auch Frank Flörke, heute hauptberuflich Rudertrainer am Stützpunkt in Dortmund, hat große Teile seiner Jugend in Herdecke auf dem Wasser verbracht. „Es war immer eine schöne Zeit auf der Ruhr und am Bootshaus.“ Auf dem landschaftlich wunderschönen und abwechslungsreichen Terrain konnte er auch mal das Rudern mit einer Welle üben. Und: „Ich durfte zahlreiche Sonnenuntergänge auf dem Harkortsee erleben, konnte dabei richtig gut abschalten und die Gedanken baumeln lassen.“ Er bedauert, dass die Ruhr und der Harkortsee als Wettkampfort für das Rudern seit Jahren aus den Kalendern verschwunden sind, zumal er 1991 dort seinen ersten Sieg erruderte.

Für Andreas Bech, fünfmaliger deutscher Meister und Olympia-Teilnehmer 2004, habe der Erfolg beim Rudern auf dem Harkortsee zunächst keine große Rolle gespielt. „Das Training und die Wettkämpfe machten einfach Spaß, ebenso die Kameradschaft in der Mannschaft und mit dem Trainer.“ Mit dem Harkortsee und der Ruhr verbindet der Wetteraner viele schöne Erinnerungen, die Rennen hier waren fast gleichermaßen Heimregatten. Kurzum: „Rudern auf dem Harkortsee fühlt sich einfach nach Heimat an.“



Text: Steffen Gerber

Quelle: www.derwesten.de