Weißenfeld zwischen heiterer Stimmung und Konzentration

12.08.2016 | 07:12 Uhr

Immer nah dran: Johannes Weißenfeld gestern in Rio de Janeiro am Rande der olympischen Ruderstrecke an der Lagoa Rodrigo de Freitas. Foto: Carsten Oberhagemann

Der Herdecker Johannes Weißenfeld zählt bei den Olympischen Spielen zum Team der deutschen Ruderer. Der 21-Jährige schildert für unsere Zeitung seine Erlebnisse am Zuckerhut:

„Die Olympischen Spiele sind im vollen Gange, und ich bin mittendrin. Angefangen bei der Eröffnungsfeier, die wir als Ruder-Team leider nur im Fernsehen verfolgen konnten, da für uns bereits am nächsten Tag die Wettkämpfe begannen. Es war ein Wahnsinnsgefühl, tausende Sportler im olympischen Dorf in ihrer teilweise sehr bizarren Einlaufkleidung für die Eröffnungsfeier zu sehen. Es herrschte eine super Stimmung im Dorf, alle hatten gute Laune und waren motiviert, die Spiele einzuleiten. Die Menschenmengen scharten sich vor unglaublich vielen Reisebussen, die die Sportler aus aller Welt ins Maracanã-Stadion fuhren.

Dabeisein ist für einige alles

Sicherlich kam die Stimmung im Fernsehen nicht so rüber, als wenn man dort gewesen wäre, aber wir haben hier schließlich ein großes Ziel vor Augen – und da hilft stundenlanges „Beine in den Bauch stehen“ nicht besonders, um am nächsten Tag fit zu sein. Insgesamt kann man sagen, dass hier im Dorf generell eine sehr heitere Stimmung herrscht und es für einige Sportler sicher schwierig ist, da die Konzentration aufrecht zu erhalten.

Ich glaube, das liegt daran, dass es für viele Sportler hier nicht mehr darum geht, eine Medaille zu gewinnen, sondern die Tatsache, es dort hin geschafft zu haben, der wahre Sieg ist. Jeder Sportler kann sich ja meist sehr gut einschätzen und weiß, ob es für ihn überhaupt möglich ist eine Medaille zu erkämpfen.

Während unserer freien Zeit, die wir meist im Zimmer verbringen, schauen wir natürlich allerlei Sportarten und verfolgen die anderen Athleten, mit denen man quasi tagtäglich gemeinsam zu Abend isst – ein irres Gefühl, diese Leute dann im Fernsehen zu sehen. Was die Ruderwettkämpfe betrifft, ist es für alle Starter ein sehr schwieriges Unterfangen, weil die Strecke auf der Lagoa Rodrigo de Freitas so windanfällig und wechselhaft ist. Der erste komplett abgesagte Renntag wegen eines Sturms wurde am Folgetag einfach an den planmäßigen Renntag drangehängt, so dass es keine Verzögerungen gab. Allerdings mussten danach auch noch zwei Finaltage verschoben werden. Das ist für die Athleten nicht immer einfach, die Konzentration hochzuhalten.

Nichtsdestotrotz haben sich unsere Ruderer des deutschen Teams bisher ganz gut mit den Bedingungen arrangiert. Besonders schwierig ist es für mich, die Jungs aus dem Vierer rudern zu sehen. Ich fiebere bei ihnen besonders mit und kann mich voll und ganz in ihre Lage versetzen, da ich ja letztes Jahr selber Teil des Quartetts war. Ich möchte am liebsten mitrudern und sie unterstützen. Da wird man schon etwas wehmütig, wenn man nur am Rand sitzen kann.

Rennen mit Elan verfolgen

Umso enttäuschender waren nun das Abschneiden im Halbfinale und das Verpassen der gesteckten Ziele. Sehr schade, dass der Vierer den Einzug ins A-Finale verpasst hat. Nun liegen alle Hoffnungen auf dem Achter. Nach dem sehr souveränen Vorlaufsieg kann sich der Achter Chancen auf das erhoffte Gold machen – das wird aber ein hartes Stück Arbeit sein. Ich werde die Rennen auch weiterhin mit viel Elan verfolgen und das Team unterstützen.“



Text: Johannes Weißenfeld

Quelle: www.derwesten.de