Weißenfeld sitzt mit im Boot!

19.05.2017

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22-Jährigem vom RC Westfalen Herdecke gelingt der Sprung in den Deutschland-Achter. Früherer Trainer Kutscher einer der ersten Gratulanten

Johannes Weißenfeld bleibt gerne im Hintergrund. Wie schon in den vergangenen Jahren nahm der 22-Jährige auch gestern bei der Präsentation des Teams Deutschland-Achter am Ruderleistungszentrum wieder in der hintersten Reihe Platz. Doch der 2,00 Meter große Athlet muss sich nicht verstecken. Denn der Spitzensportler vom RC Westfalen Herdecke sitzt dieses Jahr mit im Boot – als Bugmann nimmt er darin künftig die Position 1 ein.

 

„Ich freue mich riesig, dass ich es geschafft habe und bin extrem stolz“, sagt Weißenfeld. Der Herdecker wusste schon am Tag vor der offiziellen Vorstellung, dass er einen Rollsitz im deutschen Paradeboot bekommen würde. Sein früherer Trainer Guido Kutscher gehörte zu den Ersten, denen er die Nachricht am Telefon überbrachte. „Er war total stolz. Dass das mal passieren wird, hätten wir beiden uns damals nicht ausgemalt“, berichtet Weißenfeld.

Verjüngungskur im Paradeboot

Der 22-Jährige steht im nacholympischen Jahr stellvertretend für eine Verjüngungskur des Achters.

Aus dem Vorjahresteam, das bei den Olympischen Spielen in Rio hinter England die Silbermedaille holte, bleiben vier Mann im Boot. Neben Schlagmann Hannes Ocik (25) sind Richard Schmidt (29), Malte Jakschik (23) und Steuermann Martin Sauer (34) weiterhin dabei. Für Felix Wimberger (27) und Maximilian Planer(26) ist es nach 2014 die zweite Achter-Berufung. Erstmals einen der begehrten Plätze sicherten sich Jakob Schneider (23) sowie Weißenfelds Zweierpartner Torben Johannesen (22). „Die Vorfreude ist riesig“, sagt der Herdecker glücklich. Es war für ihn ein beschwerlicher Weg in das deutsche Vorzeigeboot. Im vergangenen Jahr blieb dem Junioren-Weltmeister von 2011 nur die Rolle als Ersatzmann. „Ich war enttäuscht, dass ich nicht im Vierer saß.

Dieser kleine Misserfolg hat mich angespornt, so durchzuziehen, dass ich jetzt hier stehe“, sagt Weißenfeld neun Monate nach Rio. Nach den Spielen trainierte er noch intensiver, legte an Physis und Kraft zu. Mit dem zweiten Platz bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften hatte der 96,5-Kilo-Mann die Vorzeichen endgültig auf seine Nominierung durch Uwe Bender gestellt. Der langjährige Erfolgscoach Ralf Holtmeyer rückt dieses Jahr etwas in den Hintergrund und unterstützt bis nach den Weltmeisterschaften den U23-Nachwuchs. „Man kann bei uns schon von einem großen Umbruch sprechen“, sagt sein Vertreter Bender.

Fernziel Tokio 2020

„Ich bin zufrieden, dass ich mein Ziel erreicht habe. Aber als Sportler hat man großen Ehrgeiz, da ist man nicht lange zufrieden“, sagt Weißenfeld, der auch noch an der Ruhr-Universität Bochum Humanmedizin studiert. Auf das Fernziel Tokio 2020 blickt er mit dem Beginn des Olympiazyklus noch nicht wirklich. „Ich denke immer kurzfristig. Aber natürlich ist es mein Ziel, mir einen guten Stand zu erarbeiten und in den nächsten Jahren bis 2020 immer bester Zweier zu werden, um dauerhaft ein fester Bestandteil des Schiffes zu sein“, sagt der Herdecker. Am kommenden Mittwoch geht der Flieger zu den Europameisterschaften in Racice vom 26. bis 28. Mai. „Das Beste wäre, wenn wir den EM-Titel verteidigen. Die Vorfreude ist riesig“, blickt der Herdecker voraus. Die Titelkämpfe in Tschechien sind für den verjüngten Achter der erste Härtetest – mit Johannes Weißenfeld in der ersten Reihe.

Erbe von Matthias Mellinghaus und Jürgen Hecht

Johannes Weißenfeld ist der dritte Ruderer aus Wetter und Herdecke, der es in das deutsche Flaggschiff geschafft hat.

Der Herdecker Matthias Mellinghaus wurde 1988 mit dem Achter Olympiasieger.

Der Wetteraner Jürgen Hecht holte 1991 mit dem Deutschlandachter den Weltmeistertitel.

 

Text: Thorsten Langenbahn

Quelle: waz