Der Weg zur WM: Vom Umbruch bis zur Neuformierung

12.09.2017

Die WM steht vor der Tür, der Deutschland-Achter dreht aktuell im finalen Trainingslager in Ratzeburg an den letzten Stellschrauben. Die Weltmeisterschaften in den USA sollen das große Saison-Highlight werden, doch hinter dem Team liegt schon eine lange und erfolgreiche Strecke. Wir blicken in zwei Teilen zurück auf die Saison. Heute geht es im ersten Teil vom großen Umbruch bis zur finalen Neuformierung des Achters.

Nach dem Gewinn der Silbermedaille bei Olympia in Rio de Janeiro stand im Deutschland-Achter einer der größten Umbrüche seit Jahren an. Maximilian Munski, Maximilian Reinelt und Andreas Kuffner beendeten ihre Karrieren, Eric Johannesen legte ein Pausenjahr ein und auch Felix Drahotta wollte wegen seiner Ausbildung etwas kürzer treten. In der nacholympischen Saison wurden die Karten also neu gemischt, viele Ruderer scharrten mit den Hufen, um sich in Topform zu bringen und einen der begehrten Rollsitze im Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV) zu ergattern.

Saisonstart im Herbst
Im November nahm das „Team Deutschland-Achter“ zunächst mit zwei Großbooten am „Basel Head“ teil und deutete an, wozu es fähig ist: Mit Streckenrekord siegte der eine Achter, der andere kam auf Platz vier ins Ziel. „Das war ein motivierender Einstieg in die neue Saison“, sagte Uwe Bender, der das Cheftraineramt von Ralf Holtmeyer übernommen hatte, weil dieser für ein Jahr die U23 unterstützen wollte. Auch für den Nachwuchs gab es erfreuliche Ergebnisse, denn im Sprint über 300 Meter gingen die ersten drei Plätze an den DRV, auf Rang drei landete der U23-Achter, noch vor den A-Booten aus Holland und Frankreich. Doch Basel war nur ein Fingerzeig, bis zur finalen Bootsfindung sollte es noch eine Weile dauern.

Erstes Kräftemessen
Das erste interne Kräftemessen stand nach dem Frühjahrs-Trainingslager im portugiesischen Lago Azul an. Anfang April ging es zum Härtetest nach Leipzig, mit Ergometer-Test über 2000 Meter und der Langstrecke im Zweier über die Sechs-Kilometer Distanz. Auf dem Ergometer war Richard Schmidt der Schnellste, aber auch viele junge Ruderer zeigten ihr Können, die Bestwerte purzelten reihenweise. Schon am nächsten Tag ging es im Zweier weiter, wo die jungen Olympia-Ersatzfahrer erstmals ihre Ambitionen untermauerten: Johannes Weißenfeld und Torben Johannesen siegten hauchdünn vor Richard Schmidt und Malte Jakschik aus dem Silber-Achter von Rio.

„Ich habe nach Olympia vielleicht eine Woche Pause gemacht, dann habe ich weiter trainiert und vor allem Gewicht und Muskelmasse zugelegt. Ich war mit der letzten Saison nicht hundertprozentig zufrieden. Weil es an Kraft und Gewicht am meisten gehapert hat, habe ich gezielt an dieser Schraube gedreht“, verriet Weißenfeld, der mit Johannesen auch bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften auf sich aufmerksam machte.

Herzschlag-Finale in Krefeld
Auf dem Elfrather See bekamen die Zuschauer viele intensive Rennen, gekrönt von einem packenden Herzschlag-Finale, zu sehen. In Krefeld drehten Jakschik und Schmidt die Kräfteverhältnisse von der Langstrecke in Leipzig um und rauschten einen Wimpernschlag vor Weißenfeld/Johannesen ins Ziel. Direkt dahinter platzierten sich die Titelverteidiger Felix Drahotta und Anton Braun vor Wolf-Niclas Schröder/Paul Gebauer, Maximilian Planer/Felix Wimberger und Jakob Schneider/Hannes Ocik. Das B-Finale gewannen Christopher Reinhardt und Laurits Follert.

Letzte Rennen vor der Nominierung
In zwei letzten Rennen vor der finalen Nominierung siegte der Achter im Mai in seiner späteren Originalbesetzung bei der Internationalen Hügelregatta in Essen: mit Schlagmann Hannes Ocik, Richard Schmidt, Malte Jakschik, Jakob Schneider, Torben Johannesen, Maximilian Planer, Felix Wimberger, Johannes Weißenfeld und Steuermann Martin Sauer. Auch die finalen Besetzungen der anderen Bootsklassen kristallisierten sich in Essen heraus. In einem Shootout siegte das junge Quartett Paul Gebauer, Christopher Reinhardt, Wolf-Niclas Schröder und Finn Schröder, der für den verletzten Laurits Follert einsprang, im Vierer. Das eingespielte Duo Felix Drahotta und Anton Braun gewann im Zweier.

Mit dieser Mannschaft können wir es packen“
Dem großen Tag der Nominierung Mitte Mai am Dortmunder Leistungszentrum fieberten trotzdem alle mit Spannung entgegen. Für viele der jungen Ruderer war es das erste Mal, so viel mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Routinier Richard Schmidt war sich damals schon sicher: „Mit dieser Mannschaft können wir es packen.“ Er sollte Recht behalten. Basel Head und die Essener Hügelregatta waren für den neuen Achter nur der Auftakt einer langen Siegesserie, die bei der WM ihren Saison-Höhepunkt finden soll. Mehr dazu lesen Sie im zweiten Teil unseres Saisonrückblicks am nächsten Dienstag.

 

Text: Felix Kannengießer

Quelle: www.deutschlandachter.de